John Lobb Monk „Fould“, vorher / nachher
Spannend, was kürzlich der ewig gehetzte Mann vom Lieferservice reinbrachte.
Schnell noch eine Hiroglyphe auf den hingehaltenen Gameboy, rein in die Werk-
statt und schon glitt die Cutterklinge durch die Klebebänder.
Den Tageszeitungen vollständig entwickelt standen sie plötzlich auf dem Tisch:
Ein Paar John Lobb Fould, Monks, 11 F.
Der Besitzer hatte sie wohl in einen Bietgefecht auf einer der üblichen Auktionsplattformen erworben.
Schon beim ersten Betrachten fiel auf, dass die kosmetischen Aufpimpbemühungen der Verkäuferin darin bestanden haben mussten, die Oberfläche mit einem im Theaterbetrieb verwendeten Farbspray versiegelnd aufzufärben um die reichlich vorhandenen und für gewöhnlich wertmindernden Beschädigungen zu kaschieren.
Die getrockeneten Farbbläschen waren stumme Zeugen der Auktionslüge und ließen sich nur unter Einsatz gesundheitsgefährdender, flüssiger, aber leichtflüchtiger und als teratogen einzustufender Kohlenwasserstoffverbindunugen nach § 1.4.2.3 GefStoffV Anhang 1, Kategorie 3…mühsam entfernen.
Eine – zugegebenermaßen – riesige Sauerei….aber…
„Nein, iiiich hab da nix drauf gesprüht..der war schon immer so..“
Of course Ma’am, der Farbnebel im Inneren stammt aus der Manufaktur in der St.James’s Street und zeigt den Nachthimmel über dem englischen Königreich am 30.Februar 2013…
Unter den Farbschichten kam schließlich ein schwarzes, wenig gepflegtes, aber brauchbares Kalbsleder zum Vorschein.
Die Beschädigungen waren wohl zu arg, als dass sie sich mit Farbspray hätten zuverlässig abdecken lassen.
Glücklicherweise waren diese dem Käufer nicht verschwiegen worden. Er wußte, was ihn erwartete und nach eigenem Bekunden waren die Narben auch Anlaß des Kaufs.
Sei’s drum, sie wurden ebenso gebeizt, ein wenig geglättet und auf Kundenwunsch..
…nicht vollständig entfernt. Der Charakter des Gebrauchten sollte sich durchaus im Oberleder widerspiegeln.
Eine erleichternde Entscheidung des Kunden; findet man(n) Neuschuhe doch für gewöhnlich im Schuheinzelhandel, den aufzusuchen man in Erwägung ziehen sollte, wenn die Präferenzen beim Kauf auf makellosem Schuhwerk liegen oder die Erwartungen an Schuhaufbereiter, Schuhpfleger und Schuhpfegeservices hinsichtlich der Wiederherstellungsfähigkeit betagt-gebrauchter Schuhe ins Unrealistisch-Absurde abzudriften drohen.
Nach kompletter Reinigung erhielten die JL Foulds dank des Einsatzes eines Schuhmachermeisterbetriebes ganz reale, neue Absätze und wurden anschließend tiefschwarz cremegepflegt.
Kantenfarbe und Glanzwachs geben dem Rahmen neuen Chic.
So rund erneuert und mattglänzend poliert spenden sie ihrem neuen Besitzer hoffentlich viel Freude und ein nostalgisches Wohlgefühl, welches dem steten Neuheitswahn und enervierenden Wachstumsmantras entspannt die kalte Schulter zeigt.